Mittwoch, 12. November 2008

A1GP - Geschichte

Neben interessanten Erlebnissen aus meinem Alltag und soziologisch motivierten Einträgen, möchte ich nun auch über Motorsport schreiben. Da es schon genügend Blogs gibt, die sich mit den großen Rennserien, wie Formel 1, DTM und WTCC befassen, möchte ich hier einige eher unbekannte aber dennoch sehr gute Rennserien vorstellen. Den Anfang macht heute die A1 Grand Prix Serie.

Allgemeines:

Die A1GP Serie wurde 2005 vom Scheich Maktoum Hascher Maktoum Al Maktoum gegründet in zusammenarbeit mit Tony Teixeira gegründet, der die Serie seit letztem Jahr alleine leitet. Die Idee, die hinter dem "Worldcup of Motorsport" steht, ist eine Rennserie zu etablieren, die im Winter, also in der Zeit in der die anderen Serien Pause haben, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Die Fahrer:

Das besondere an der A1GP ist, dass nicht die Fahrer für sich selbst auf die Jagt nach Punkten gehen, sondern dies stellvertretend für ihre Nationen tun. D.h. jede Nation die dort mitfährt, kann übers Jahr verschiedene Fahrer nominieren, die dann "for the pride of their nations" an den Start gehen. So sind auch schon einige in der Motorsportszene bekannte Namen mitgefahren. Z.B. Jos Verstappen (Ex-formel1-fahrer u.a. für Benneton) für die Niederlande , oder Timo Scheider (DTM Champion 2008) für Deutschland, die ich beide bei dem zweiten A1 Rennen überhaubt, auf dem Lausitzring, fahren sehen durfte.

Das Auto:

Bei der A1GP sollte es von Anfang an nur um die Fähigkeiten der Fahrer und Teams gehen, daher wurden von den beiden Seriengründern bei der Firma Lola 50 baugleiche Formelwagen in Auftrag gegeben und mit Motoren von Zytek ausgestattet. Wie man im Foto sieht, ist das Design recht schick. Lackiert werden die Autos in den Nationalfarben. Während das deutsche Auto in Schwarz - Rot - Gold gehalten ist, ist, wie im Bild zu sehen, das Niederländische beispielsweise orangefarbend. Um das Überholen zu erleichtern wurde das Auto mit einem Powerboost-Knopf ausgestattet, der viermal im Sprintrennen und achtmal im Hauptrennen ausgelöst werden kann. Dieses Auto wurde in den ersten drei Jahren nahezu unverändert eingesetzt.

Die Teams:

Im Renneinsatz werden die Fahrzeuge von mehr oder weniger erfahrenen Rennteams betreut. Diese müssen nicht zwangsläufig aus dem jeweiligen Land kommen und können auch bis zu zwei Fahrzeuge betreuen. So hat das Team, welches Deutschland in den letzten Jahren betreute, auch das Team Neuseeland unterstützt. Neben der Reperatur und den Setupeinstellungen sind die Teams auch für die Boxenstopps zuständig, die auch sportlichen Charackter haben. So müssen die Mechaniker in der Box warten, bis das Auto steht und müssen dann mit den Reifen in der Hand zum Fahrzeug sprinten. Pro Rad ist nur ein Mechaniker im Einsatz. Sollte mal was schiefgehen, z.B. eine Radmutter klemmen, muss dieser slebst zurück in die Box laufen und sich um Ersatz kümmen.

Die Sieger der letzten Jahre:

Im ersten Jahr wurde die Serie vom Team Frankreich dominiert als Fahrer waren Nicolas Lapierre und Alexandre Prémat im Einsatz. Letzterer hat in diesem Jahr beispielsweise die Europäische Lemans Series gewonnen.
Die Saison 2006/07 hat dann Deutschland gewonnen. Neben Christian Vitoris hat vor allem Nicolas Hülkenberg einige beidruckende Rennen gezeigt.
Schließlich hat in der letzten Saison die Schweiz den Titel geholt. Es hat sich gezeigt dass der Einsatz eines einzigen Fahres über das Jahr eine sehr erfolgreiche Lösung sein kann. Alle Rennen wurden von Neel Jani bestritten.

Ich freue mich sehr auf die neue Saison. (Auch wenn schon zwei Rennen vorbei sind. Die aktuelle Saison hat einige Neuerungen mit sich gebracht unter anderem ein neues Auto von Ferrari. Dazu folgt bald ein eigener Eintrag. Dies soll als Einleitung genügen. Vielleicht hatt ja der ein oder andere Lust bekommen sich mal ein Rennen anzusehen. Die Termine dazu werde ich hier dann rechtzeitig veröffentlichen. Im Fernsehen werden die Rennen auf Premiere übertragen, aber es gibt einen sehr guten Livestream auf der Homepage der Serie.

Foto: Hans Vink

Donnerstag, 6. November 2008

„Forschungsvorhaben – Theorie der Gesellschaft. Laufzeit – 30 Jahre. Kosten – keine.“


...so hat Niklas Luhmann das Ziel seiner Arbeit in den 60er Jahren beschrieben. Auf den Tag genau vor 10 Jahren ist er gestorben. Wie viele von euch, so habe ich damals noch nichts von ihm gewusst und auch nicht, dass dieser Mann meinen Blick auf die Welt so verändern würde. Menschlich war er wohl etwas misantrophisch. Er ist angeblich nie mit einem seinen Kollegen abends ein Bier trinken gegangen. Wenn er danach gefragt wurde, antwortete er immer."Ich kann nicht, ich lese Hölderlin." Auch soll er nur zwei richtige Freunde gehabt haben.

Nun muss ich sagen, dass er als Mensch für mich eigentlich nie eine Rolle gespielt hatte, ich kannte ihn ja nicht einmal persönlich. Es war eher die Funktion, die er für meine intellektuelle Ausbildung über das von ihm gewählte Kommunikationsmedium (Bücher) ausübte, die eine tiefgreifende Wirkung auf mich hatte. Ich habe zwar nur einen Bruchteil seiner 53 Bücher und unzähligen Aufsätze gelesen, dennoch frage ich mich jedesmal, wenn ich mich einem neuen Thema nähere: "Was hat Luhmanns Systhemtheorie dazu zu sagen?" Mir ist sehr wohl bewusst, dass man viele Aspekte eines Phänomens übersieht, wenn man den Menschen zur reinen Umwelt des Gesellschaftssystems und dessen Teilsysteme degradiert. Aber die Sichtweise, Kommunikationen zu dem Grundelement jedes Systems zu machen, hat den Vorteil erkennen zu können, dass Systeme eben nur die ihnen immanente Funktion erfüllen können. So kann man aktuell verstehen, warum die Probleme des Wirtschafts- und Finanzsystems nur mit der Logik eben dieses Systems erklärbar und auch lösbar sind.

Ein weiterer Vorteil der Theorie der funktional ausdifferenzierten Gesellschaft ist, dass man durch deren abstrakte Beschreibung der Realität dem Problem der Werturteilsfreiheit ein Stück weit entgehen kann. Die Gefahr sich in Alltagswissen zu verfangen ist ein wenig verringert.

Die Welt hat heute einen sehr schönen Artikel zum Todestag Luhmanns veröffentlicht, den ich nur empfehlen kann. Der Titel "Luhmann lesen ist wie Techno hören.", bezieht sich auf die Tatsache, dass sich bei Luhmann wie beim Techno vieles wiederholt, dass man auch Seitenweise unaufmerksam lesen kann und trotzdem noch alles versteht. Der Titel meines Blogs wiederum bezieht sich auf den Shop eines Blogs den ich regelmäßig lese. Dort gibt es nämlich ein T-Shirt mit dem Titeltext als Aufdruck zu bestellen. Auf der Rückseite steht dann: powered by Luhmann.

Offensichtlich trifft das auch ein bisschen auf mich zu. .... powered by Luhmann.

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Abenteuer Arbeitsamt

Seit Dienstag bin ich nun Diplomsoziologe, also noch nicht offiziell, aber ich hab alle Prüfungen bestanden und gehe davon aus, dass ich demnächst mein Diplom erhalte.

Kaum ist man wieder im "richtigen" Leben, dem außerhalb der Uni und vor allem außerhalb der Bibliothek, angekommen, zerbrechen auch alle Illusionen über ein geordnetes Leben in der Realität. - Ich war heut beim Arbeitsamt!
D.h. eigentlich war ich bei der "Arbeitsgemeinschaft Dresden", kurz: ARGE. Hier wurde das Sozialamt mit dem Arbeitsamt zusammengelegt. Träger dieser Einrichtung ist die Stadt Dresden und! die Agentur für Arbeit. Über die ARGE - Dresden steht auf deren Homepage: "Am 1. Januar 2005 ist das Zweite Sozialgesetzbuch in Kraft getreten, welches die Grundsicherung für erwerbsfähige Arbeitsuchende, die hilfebedürftig sind regelt. Hauptanliegen ist die Beendigung oder Verringerung der Hilfebedürftigkeit insbesondere durch Eingliederung in Arbeit."

Klingt ja ganz gut, aber mein Erlebnis heute dort war irgendwie bodenständiger. Als ich auf die für meine Postleitzahl zuständige 2.Etage kam, um mich am Empfang anzumelden, hatten etwa 50 Leute vor mir offensichtlich die selbe Idee wie ich. Bei drei Damen am Empfang dauerte das etwa 60 min. Ich habe also eine Stunde angestanden. An sich kein Problem, da ich ja damit gerechnet hatte, dass das eine Weile dauern würde. Unbefriedigend war nur, dass es sehr wohl einen netten Wartebereich mit Sitzgelegenheiten gab, nur saß dort niemand, da man ja seinen Platz in der Schlange halten musste. Ein einfacher Nummernziehautomat, wie es ihn in Schweden sogar in Apotheken gibt, hätte schon mal viel Spannung raus genommen und eventuell auch den Wachmann unnötig gemacht, der genau darauf achtetet, dass sich niemand vordrängelt.

Ich stehe kaum an meiner Position in der Schlange, als der Herr vor mir schon anfängt mir seine Lebensgeschichte zu erzählen. Er war selbstständiger Stuckateur und konnte aber irgendwann seine Angestellten nicht mehr bezahlen, da seine Kunden wiederum die Rechnungen nicht bezahlten und wurde arbeitslos. Wahrscheinlich eine Geschichte wie man sie genau so ständig hören kann in den Arbeitsämtern dieses Landes. Ich beschränkte meine Kommunikation auf lächeln und verständiges Nicken und konnte noch einige Details und Rechtfertigungsversuche in den verbleibenden 55 min ungefragt von ihm hören. So hätte er seine Mitarbeiter zwar bezahlt, aber deren Sozialbeiträge nicht an die Versicherungen überwiesen, weswegen er nun vor das Gericht müsse. Er würde nur noch sein Motorrad behalten und das Auto verkaufen, weil er sonst keine Leistungen bekäme. Später hörte ich noch: "Ich war selbstständig und soll jetzt nen 400€ Job machen.... Das können die Vergessen, solln die doch selber da hingehen."und "Wenn man das hier sieht, versteht man, wie manche nur noch aufstehen und sich inne Kneipe setzten und betrinken." Bemerkenswert an dieser Aussage ist, dass er schon sehr nach Alkohol gerochen hat. Schließlich wollte er mich noch zu eine Wette über 10€ überreden, wie lange wir noch anstehen müssten. Ich hab mich allerdings nicht drauf eingelassen, hätte die Wette aber gewonnen, denn ich hab mich nur um 1 min verschätzt.

Nach einer Stunde konnte ich mich dann endlich anmelden und wurde zu einem Sachbearbeiter geschickt. Die junge Dame nahm routiniert meine Daten auf ohne mich besonders zu beachten. Einen längeren verwunderten Blick bekam ich erst, als ich sagte, dass ich meinen Nebenjob auch weitermachen würde, wenn ich 80% des über der Freibetragsgrenze von 100€ liegenden Verdienstes nicht behalten dürfte. Meine Erklärung, dass mir 4 Tage in der Woche zum Bewerbungsschreiben ausreichen würden und diese Arbeit eine willkommene Abwechslung von eben diesem Alltag wären, hätte sie so wohl noch nicht oft gehört. Offensichtlich habe ich Eindruck durch eine Selbstverständlichkeit bei ihr hinterlassen. Das hat mich heute wahrscheinlich am meisten überrascht.

Alles in Allem kann man sagen, dass ich mir den Tag im Arbeitsamt genauso vorgestellt hatte, aber dennoch hatte ich gehofft es würde anders sein.

Als Ergebnis der 1,5 Stunden Arbeitsamt, habe ich einen Antrag auf ALG II, den ich am Dienstag um 15:30 abgeben soll und die Zusage, dass ich ab heute Bewerbungskosten zurück bekomme, vorzuweisen. Gut dass ich gestern noch keine Bewerbung geschrieben habe, sonst hätte ich dafür kein Geld bekommen....

Dienstag, 7. Oktober 2008

Soziologiekongress

Eigentlich hatte ich vor, hier jeden Abend in einem kurzen Eintrag über den Soziologiekongress zu berichten. Nachdem ich am Sonntag, hier in Weimar, bei unserer Übernachtungsmöglichkeit angekommen bin, war auch noch alles gut. Montag Nachmittag sind wir dann wie geplant nach Jena zur Eröffnungsveranstalltung gefahren.
Wie schon vor zwei Jahren, war diese aber nicht sonderlich spannend. Die Rede des Ministerpräsidenden von Thüringen, Dieter Althaus, war zu politisch und die Eröffnungsvorsträge von Hans-Georg Soeffner (Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)) und Ulrich Beck klangen in der Ankündigung auch spannender als sie tatsächlich waren. Vielleicht lag das aber auch an der schlechten Luft und dem schummrigen Licht im Volkshaus Jena, dass wir alle uns kaum konzentrieren konnten.
Interessant fand ich eine Preisverleihung für die herrausragendsten Aufsätze in soziologischen Zeitschriften. Einen der Preise bekam ein Aufsatz über die Anwendung und den Vergleich verschiedener Kontingenztheorien auf die Situation des Elfmeterschießens. Dabei wurden als empirsche Referenten alle Elfmeter der Bundesligasaison 92/93 untersucht.
Ich weiß nicht, ob es an den schlechten Vorträgen lag, aber jedenfalls war ich nach der Eröffnungsveranstalltung krank. Da es kurz vor acht war, hatten ich noch Zeit mir von der örtlichen Apothekerin Medikamente für 23 €! aufschwatzen zu lassen.
Jendenfalls liege ich seit gestern Abend mit Fieber im Bett und habe bis eben fast ohne Unterbrechung geschlafen. Der erste Tag der Vorträge passierte bzw. passiert also ohne mich. Dabei waren heut einige der spannesten Voträge angekündigt.
Der Plan sieht vor, morgen auf jeden Fall wieder nach Jena zu fahren und in den Kongress einzusteigen. Also vielleicht kann ich dann morgen was interessanteres erzählen.

Donnerstag, 4. September 2008

Neuer Name

Da dies nun schon der fünfte Eintrag war, ist die Frage, die dem Blog seinen Namen gibt offensichtliche beantwortet. Da ich aber keinen anderen Namen will, wurde der vorhandene nur leicht verändert.

Berufswunsch: Exo-Soziologe





So langsam geht mein Studium zu ende und ich muss mir überlegen, was ich mit den restlichen Jahren meines Lebens anfangen will. Neben einigen vernünftigen kommen einem natürlich auch viele absurde Ideen in den Kopf.
Als Science Fiction und Soziologie Fan fällt mir nicht nur bei Star Trek sondern auch bei allen anderen mir bekannten Science-Fiction-Formaten auf, dass Exo-Soziologen dort nicht vorkommen. (In einem Star Trek Roman wird einmal erwähnt, dass Deanna Troi wohl auch Soziologie studiert hat. Aber das kann höchstens ein Semester in ihrem ersten Jahr gewesen sein. OK, uns Soziologen wirft man genauso wie ihr hin und wieder vor nur das offensichtliche offen auszusprechen, aber so ganz ist das ja wohl nicht zu vergleichen :-)) Auch wenn es sicher iinteressant wäre herauszufinden, woran das liegt (wird die Soziologie in der gesellschaftlichen Perzeption immer noch unterschätzt?; impliziert der Begriff "Science Fiction" vielleicht schon, dass nicht-technische Wissenschaften systematisch vernachlässigt werden?), soll dies nicht Thema dieses Eintrags werden.

So kommt es nun, dass ich seit Jahren hin und wieder nach Sci-Fi Abenden im Bett liege und davon träume einmal als Exo-Soziologe mit Colonel Carter und Co. durch das Stargate zu gehen und fremde Kulturen zu untersuchen. Wer hätte gedacht, dass es tatsächlich Soziologen und Kulturwissenschaftler gibt, die sich damit beschäftigen.

Geprägt hat diesen Begriff 1983 der amerikanische Soziologe Jan H. Mejer, der an der Universität Hawaii lehrte. In einem kurzen Aufsatz wollte er diesen Wissenschaftszweig der Soziologie gründen, der folgende drei Aufgaben beschäftigen sollte:

  1. mit der kulturellen Konstruktion von außerirdischen Zivilisationen,
  2. mit den sozialen Folgen der Konfrontation der Menschheit mit außerirdischen Zivilisationen und
  3. der sozialen Organisation solcher Zivilisationen (wenn sie denn einmal entdeckt sein sollten)
Leider scheiterte dieses Programm an fehlendem Interesse der Scientific-Community. Dabei würde die Exo-Soziologie bei einem tatsächlichen First-Kontact plötzlich von der belächelten Nischendisziplin zur am meisten beachteten Wissenschaft des Planeten werden. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass wir mir Außerirdischen Kontakt bekommen? Die meisten Wissenschaftler, die sich mit SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) beschäftigen, sagen: Wenn wir außerirdisches Leben finden, dann mithilfe von Radioteleskopen, denn eine Reise bis hier her würde viel zu lange dauern. Also bliebe dieser Kontakt auf Anrufe mit (jahre)langen Verzögerungen zwischen Frage und Antwort beschränkt.
Schon diese Annahme müsste die ersten Exo-Soziologen auf den Plan rufen, denn dies zeugt von einem sehr anthropozentrischen Weltbild. Folgende Annahmen liegen dem Zugrunde:

Die Außerirdischen müssten eine menschenähnliche Reisetechnologie besitzen, die Zeitlichkeit der Reisenden und subjektorientierte Reiseplanung müsste sehr menschenähnlich sein und schließlich müsste "biologische Qualität" potentieller Besucher der unseren entsprechen.
"Dies alles wird in den Debatten über den Kontakt zu außerirdischen Zivilisationen weitgehend fraglos unterstellt. Dabei sind solche Vorannahmen mangels jedes Wissens über die Formen außerirdischen Lebens tatsächlich alles andere als selbstverständlich. Aliens könnten die hundertfache Lebenserwartung von Menschen haben, sie könnten Generationenraumschiffe benutzen, sie könnten hochentwickelte Roboter schicken, sie könnten völlig andere
Reisetechnologien verwenden usw. usf. Wir wissen es einfach nicht." (Schetsche 2003)

Eine erste Themenbestimmung für die Exo-Soziologie beginnt also schon weit vor einem möglichen ersten Kontakt. Spannend wäre also die wissenssoziologische Erforschung des Phänomens, dass der erste Kontakt als persönlicher Kontakt vollständig ausgeschlossen wird. Eine Erklärung dafür liefert Schetsche gleich mit, denn er behauptet, dass dadurch einfach alle unbekannten Schreckensszenarien, wie sie Beispielswiese in Independence Day dargestellt werden von, vor herein ausgeblendet werden. Klar, denn ansonsten müssten die SETI-Forscher auch ihre eigene Arbeit wegen der potentiellen Gefährdung der Menschheit in Frage stellen.

Weiterhin wäre natürlich für die Exo-Soziologie spannend einige Grundannahmen von verschiedenen Vergesellschaftungstheorien zu prüfen, denn bis jetzt haben wir ja mit N=1 eine recht spärliche Datenbasis. Dazu bräuchten wir aber einen Erstkontakt. Aber es wäre doch nicht schlecht darauf vorbereitet zu sein.

Am Spannendsten an Schetsches Essay (Schetsche 2008) finde ich aber die Erstellung der Themenfelder und Leitfragen einer möglichen Exo-Soziologie:

1.) Sozialwissenschaftliche SETI-Forschung: Wie sind die Vorannahmen der heutigen SETI-Forschung aus sozialwissenschaftlicher Perspektive einzuschätzen und welchen Beitrag können die Kulturwissenschaften generell zur Weiterentwicklung dieses Forschungsprogramms leisten?

2.) Interspezies-Futurologie: Welches wären die prognostizierbaren Folgen (die kulturellen und religiösen, die politischen und ökonomischen) eines Zusammentreffens der Menschheit mit einer außerirdischen Zivilisation?

3.) Konkurrierende Realitätsebenen: Welcher Zusammenhang besteht zwischen wissenschaftlichem und fiktionalem Wissen/Denken über die Stellung des Menschen im Kosmos und insbesondere über das Verhältnis zwischen Irdischem und Außerirdischem?

4.) Fremdheits- und Xenophobie-Forschung: Wie wird Fremdheit heute kulturell konstruiert und welches sind die sozialen und ethischen Folgen dieser Konstruktion – auf der Erde wie im Weltraum?

5.) Extra-humane Ethik: Über welche Eigenschaften muss ein Wesen verfügen bzw. wie "fremdartig" darf es sein, damit wir in ihm einen gleichberechtigten Interaktionspartner erkennen und ihm prinzipiell wie im Alltag personale Rechte zubilligen? (vgl.: Schetsche 2008)

Irgendwie wäre das was für mich. Das Feld ist also erstellt, fehlt bloß noch eine Stelle und die entsprechenden Forschungsgelder für mich. Über eure Meinungen als Kommentare zu diesem Thema würde ich mich freuen. Ist das nur Spinnerei von Science-Fiktion Fans oder ließe sich da tatsächliche ein Forschungsfeld eröffnen?

Schließlich möchte ich alle Interessierten noch auf ein Buch aufmerksam machen. Der von mir zitierte Michael Schetsche hat vor kurzem mit seinem Kollegen Martin Engelbrecht ein Buch zu diesem Thema herausgebracht. Von Menschen und Außerirdischen heißt es und ist hier erhältlich. (Leider kann ich mir das zur Zeit noch nicht leisten, aber vielleicht leiht es mir mal einer...)


Quellen:
Fotos: ricado.martins http://flickr.com/photos/redneck/
Schetsche, Martin 2003: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/15/15651/1.html
Schetsche, Martin 2008: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28489/1.html

Montag, 11. August 2008

Nette Anekdote...


Am Freitag bin ich nach der Prüfung mit der Linie 82 nach Hause gefahren und es setzte sich neben mich eine nette Frau um die 55 und entschuldigt sich schon beim hinsetzen, dass der Duft von ihrem Basilikum-Pflänzchen doch ziemlich extrem wäre. Nachdem wir dann über dieses Thema unser Interaktionssystem mit Sinn erfüllt und somit die Anschlussfähigkeit späterer Kommunikation wahrscheinlicher gemacht hatten, erzählte sie mir, dass sie Lehrerin wäre und es kennen würde, dass es manchmal schwierig ist die Schriften mancher Schüler zu entziffern. Viel schlimmer wäre es aber, dass keine Namen mehr über den Arbeiten stehen würden. Früher hätte sie in einem solchen Fall die Schüler an der Schrift erkannt. Jetzt aber, in Zeiten in denen die meisten Hausarbeiten mit dem Computer geschrieben würden, wäre dies nicht mehr ohne weiters möglich zu erkennen wessen Arbeit man denn nun bewertet. Also muss sie jetzt ihre Schüler an den Argumentationsstrukturen erkennen. Im schlimmsten Fall allerdings, so sagte sie schließlich, müsste sie jetzt ihre Schüler nach dem Inhalt der Arbeit bewerten. - Unglaublich, was den Lehrern heutzutage zugemutet wird, oder?

Schließlich hat sie mir beim gehen noch ein Blatt Basilikum auf mein Buch gelegt, welches ich las. Nett! :)

Freitag, 8. August 2008

Kompliziert.....

... ist es manchmal, was das Leben an Überraschungen für Einen bereit hält. Oder, so glaube ich, viel häufiger kommt der Fall vor, dass das Überraschende am Leben ist, dass es keine Überraschungen für einen bereit hält. Ich habe irgendwie ein diffuses Konzept von Schicksal. Ich kann es nicht erklären, aber irgendwie scheint das meiste, was man erlebt und die meisten Entscheidungen, die man trifft, im Nachhinein Sinn zu ergeben. Als ob die Welt an sich kontingent wäre und niemals zufällig. Ich würde es gern besser verstehen, aber soweit bin ich leider noch nicht. (Ich werde es schreiben, wenn es soweit ist. ;-))
In jedem Fall ist es heut wieder passiert. Ausgerechnet der Teil, der Texte zu meiner Prüfungsvorbereitung, über den ich hier offen referiert habe, wird essentieller Bestandteil meiner Prüfung. Folgende Frage war dran: "Welche Besonderheiten gibt es bei der Realitätsbeobachtung der Wissenschaft?"
Schon kompliziert manchmal, wie das so läuft. Wenn alles lesbar ist, was ich geschrieben habe, sollte es dann auch zum Bestehen reichen. Aber ich will keine zu hohe Erwartungshaltung aufbauen, sonst werde ich noch überrascht. Ohne Erwartungshaltung werde ich zwar auch in jedem Fall überrascht, aber das kann ich dann mit Sicherheit erwarten. Kompliziert ist es manchmal....

Noch Komplizierter wird es allerdings, wenn man nicht daran glaubt, dass sich die meisten Entscheidungen im Nachhinein als Richtig herausstellen:

Sie: "Ich war damals überzeugt, dass sich unterm Strich mehr als 50 % der eigenen Entscheidungen als falsch herausstellen. Und wenn es nur 51 % wären, dann wäre es klüger, dass man grundsätzlich immer das Gegenteil von dem tut, was einem Sinnvoll erscheint."

Er: "Und warum hast du dich nicht daran gehalten?"

Sie: "Eben deshalb. Das war schon die erste einleuchtende Entscheidung, an die ich mich nicht halten durfte, wenn ich mich daran halten wollte."

Er: "Da wirds kompliziert."

Sie: "Jaja. Das Leben lässt sich nicht austricksen. Man muss durch den ganzen Mist durch."
(aus: Wolf Haas: "Komm, süßer Tod.")

Bin ich froh, dass ich Optimist bin!!!!

Mittwoch, 6. August 2008

Realität

Ohje.... Noch zwei Tage bis zur Prüfung. Ich bin echt unsicher, ob ich das richtige gelernt habe. Es ist ja spannend, aber... Puh! Ich weiß echt nicht. Interessant ist aber, die Herangehensweise des Herrn Luhmann an die Wirklichkeit.

"Die Beobachtungsabhängigkeit von Konstruktion von Realität (z.B. von Natur) bedeutet, dass alle Erkenntnis relativ zu der gewählten Beobachterperspektive ist. Dies meint nicht, dass die Wahl der Perspektive beliebig ist, sondern dass die Verfügbarkeit von Realität ein Produkt der Beobachtung ist. Beobachten ist in diesem Sinne Konstitition von Realität (eben auch von Natur) durch Gebrauch von Unterscheidungen." (Luhmann, Wissenschaft der Gesellschaft, S.78)

Schon spannend, wie er der Frage nach der Existent der Wirklichkeit als unveränderlichem Fakt einfach dadurch aus dem Weg geht, dass er sie nie stellt. Denn diese Wirklichkeit zu erkennen, würde ja bedeuten einen Beobachter unendlicher Ordnung bzw. einer nicht zu überbietenden Ordnung zu haben. Denn sonst kann jeder Beobachter von einem Beobachter einer je höheren Ordnung beobachtet werden und eine Unterscheidung feststellen. Nämlich die, dass dieser die Wirklichkeit anders konstruiert als ein anderer.

Schon praktisch so eine Herangehensweise, aber ob mir das am Freitag hilft?......

Freitag, 1. August 2008

Bloggen?

Die meisten, die ich kenne, die einen Blog schreiben, tun dies, wenn sich in ihrem Leben etwas verändert. ....wenn ein scheinbar neuer Lebensabschnitt beginnt. Oft sind das Auslandssemester, Praktika oder neue Jobs in einer fremden Stadt.
Ich bin der Ansicht, dass es recht schwer ist das Leben in Kapitel einzuteilen. Quasi: Geschichtlichkeit und so. Alles fließend....
Vielleicht habe ich mich deswegen gerade heut dazu entschieden es mit einem Blog zu probieren. (Na Süße, wie wärs mit uns beiden.....?) Heut ist ein ganz normaler Tag, sofern es sowas gibt. Hab wie immer Freitags Gemüse ausgefahren und da grad Ferien sind, hat dies auch nicht solange gedauert. Danach wie immer Freitags nen Memo-Döner (leicht scharf) und ne Folge Stargate und dann? Und dann habe ich diesen Eintrag geschrieben.
Was wird in diesem Blog gepostet? Wer wird das außer mir lesen? - Keine Ahnung! Ich weiß es nicht. Mal abwarten. Auch ob ich je jemanden diese Adresse geben werde, weiß ich nicht. Macht es Sinn einen Blog zu schreiben, den keiner liest? Hm... Wieder keine Ahnung. Wahrscheinlich nicht.... Also hallo an den Leser.
So, ich werd mich jetzt fertig machen, denn ich bin noch zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Wird sicher nett... Und was wird von Tag bleiben? Mal abwarten... Eins aber steht fest:
Nichts hat sich heute in meinem Leben verändert, außer dass ich jetzt blogge.
 
Sev Trek - die Deutsche Version
Sev Trek - die Deutsche Version